SchweinErleben – Albert Koechlin Stiftung
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Vom Wild- zum Hausschwein

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Die Schweinehaltung in Europa begann mit der Domestizierung des Wildschweins. Die Schweine liefen frei herum oder wurden auf abgezäunten Weiden gehalten. Lange Zeit ernährten sie sich hauptsächlich von dem, was sie finden konnten. Ab dem 15. Jahrhundert erhielten die Schweine Erntereste direkt ab Feld oder Nebenprodukte aus der Verarbeitung. Die Schweinehaltung war in Europa unterschiedlich stark ausgeprägt und richtete sich in erster Linie nach der Verfügbarkeit von Futterressourcen und lokalen Ernährungsweisen. Die reine Stallhaltung war ab dem 19. Jahrhundert in Mitteleuropa etabliert. Verfüttert wurden hauptsächlich gekochte Kartoffeln, Rüben, auch Kleie, gekochte Erbsen, Trester, Unkraut, Klee, Luzerne, Eicheln, saure Milch und Molke. Üblicherweise wurden die Schweine täglich mehrere Stunden ins Freie gelassen, um sich zusätzliche Nahrung zu suchen. Die Bedeutung der Verwertung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie ist bis heute zentral für die Entwicklung der Schweineproduktion. Mittlerweile ist die Schweinehaltung zu weiten Teilen von extra dafür produziertem Futter abhängig.
Zucht
​​In den letzten 50 Jahren wurde das Hausschwein stark züchterisch bearbeitet. Dem Verbraucherwunsch entsprechend wurde aus dem Fettschwein ein Fleischwein. Unsere heutigen Schweine liefern nicht nur fettarmes Fleisch, sondern sie erbringen ein höheres Schlachtgewicht als die alten Rassen. Diese züchterischen „Fortschritte“ gingen einerseits zu Lasten der Fleischqualität und andererseits stieg die Stressanfälligkeit. Gerade und leider am Beispiel Schwein zeigt sich, welche Folgen enggefasste Zuchtziele und eine weitgehende Berücksichtigung von Verbraucherwünschen haben können.
RasseN
In der Schweiz sind folgende Schweinerassen zu finden

Das Edelschwein (ES) ist die am weitesten verbreitete Mutterlinie (Muttertier zur Ferkelerzeugung). Die Rasse zeichnet sich durch gute Fruchtbarkeit und Langlebigkeit der F1-Kreuzungssauen (ES x SL) aus. Sie vererbt mütterlicherseits sehr gute Mast- und Schlachtleistungen an die Mastferkel weiter. Die Edelschwein-Vaterlinie (ES) zeichnet sich vor allem durch eine gute Mastleistung und hohe Fleischigkeit aus. Die Tiere sind hellrosa und haben Stehohren.
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Quelle: Suisag

Im Projekt SchweinErleben haben wir uns bewusst für die Edelschweine entschieden, da sie die am häufigsten eingesetzte Rasse in der Schweiz ist. Wir möchten herausfinden, ob diese langjährig gezüchteten Schweine dieselben Bedürfnisse und damit dasselbe Verhalten haben, wie ihre wilden Artgenossen oder extensive Rassen.
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​Die Landrasse (SL) ist ebenfalls auf die Erzeugung von F1-Kreuzungssauen ausgelegt, wobei sie mütterlicherseits die Eigenschaften optimale Zuwachsleistungen an die Ferkel und eine gute Futterverwertung vererbt. Die Tiere haben Hängeohren.
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Quelle Suisag

​Die rotbraunen, robusten Duroc stammen ursprünglich aus den USA. Die Rasse wird als konventionelle Rasse ebenfalls in der Bio-Schweinehaltung oft eingesetzt in Europa. Sie ist eine fleischbetonte Endproduktlinie und liefert eine vorteilhafte Fettmarmorierung. Das Fleisch hat einen hohen intramuskulären Fettgehalt und gilt als saftig und zart.
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Quelle: Suisag

Die Rasse Piétrain findet man insbesondere in Österreich und Deutschland. Bedeutendes Merkmal ist die grosse Fleischfülle an den Vorder- und Hinterschinken, weshalb man sie auch «Schweine mit viel Schinken» nennt. Die Rasse gilt, auch wenn dies züchterisch stark verbessert wurde, als stressanfällig. Das Fleisch weist einen grossen Tropfsaftverlust auf.
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Quelle: Suisag

Es finden sich aber auch sogenannte «Alternative Rassen» auf Schweizer Betrieben. Diese werden teilweise eingekreuzt oder selten auch zur reinrassigen Ferkelproduktion verwendet. Sie haben generell kleinere Wurfgrössen und tiefere Mastleistungen, sind jedoch robuster, können mit viel Rohfaser gefüttert werden, weisen eine hohe Fleischqualität auf und eignen sich besser für eine Schweinehaltung im Freien.

​Die Turopolje-Schweine stammen ursprünglich aus Kroatien, kommen aber auch in anderen europäischen Ländern zum Einsatz. Es sind sehr robuste und stressresistente Tiere. Die gefleckten Schweine eignen sich daher auch für die ganzjährige Freilandhaltung. Das Fleisch weist einen sehr hohen intramuskulären Fettgehalt auf und ein hohes Fett-Fleisch-Verhältnis. Turopolje-Schweine findet man häufig in der Freilandhaltung und Direktvermarktung.
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Quelle: Barbara Früh

Hampshire sind robuste und stressstabile Schweine. Sie stammen ursprünglich aus England, werden aber auch in anderen Ländern, z.B. Schweden, eingesetzt. Sie haben einen schwarzen Gurt, der sie vor Sonnenbrand schützt.

Die Mangalitza Schweine, auch Wollschweine genannt, fallen durch ihr dichtes Borstenfell auf. Ursprünglich stammen sie aus Osteuropa. Es sind äusserst robuste Tiere und können problemlos das ganze Jahr über in Freilandhaltung gehalten werden. Das Fleisch weist durch das langsame Wachstum ein hohes Wasserhaltevermögen und eine starke Marmorierung auf mit einer dicken Speckschicht und sehr hohem Fettanteil.

Das Berkshire Schwein gilt als älteste Schweinerasse Grossbritanniens. Es ist ein kleingewachsenes, dunkles Schwein mit kurzer, geschwungener Schnauze. Es ist ebenfalls sehr robust und daher für die Freilandhaltung gut geeignet. Das Fleisch hat viel intramuskuläres Fett.
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Das Schwäbisch Hällische Schwein entstand in Deutschland aus der Einkreuzung von asiatischen Rassen in das Wildschwein. Verglichen mit anderen alternativen Schweinerassen, sind es eher grosse und schwere Tiere. Man erkennt sie am schwarzen Kopf und schwarzem Hinterteil.
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Quelle: Barbara Früh

Gerade Biobetriebe sind auf der Suche nach Schweinen, die zum Biolandbau passen. D.h. die Gesundheit und die Lebensleistung steht im Vordergrund. Im Projekt Unser Hausschwein - Unser Hausschwein wird eine alternative Rasse für die Schweiz gezüchtet.​
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